Tollkühne Wagnis

Meine Realität ist anders. Fabelhaft und außerhalb der Norm erscheint ihr der Himmel strahlend blau und die Wolken verzückend trüb. Wie sie hinüberziehen, eifrig, fasziniert und besessen von ihrem Treiben. Diese Realität ist erfüllt von Rhythmus und Melodie, sie summt und schwingt, Harmonie ist ihr elementarstes Verlangen, fundamental und beständig ist ihr Glück. In ihr bildet die Freude den o Ton und die Fußnote.

Reinheit und wohlwollendes Wachstum gebären sie in beständigen Wogen. Schwemmen als schäumende Wellen aus dem Meer an ein Land des Lernens. Hier zählt nur dein Innerstes und das was davon übrig bleibt wenn man all die überflüssigen Schichten abschält. Geboren in Einheit tanzen die kollidierte Ordnung und ich einander gegenüber in Hingabe und Liebkosung. Du bist frei und ich bin es auch, denn deine Vergangenheit und Zukunft bilden ein endloses Netz aus ewigen geboren werden.

Wir sprechen dieselbe Sprache, haben dieselben Ohren, eine solche der Musik und des Tanzes. Wir verbinden, begegnen einander, eine Liebe die alles erfüllt. Die Flucht vor der Furcht des Vergänglichen vor der Wissenschaft einer verjährten Rationalität. Eine Ode an unbegrenzte Fantasie und raumlose Vorstellung. Wir sind keine Kinder der Traurigkeit, keine des Verdrusses, wir sind Kinder der Sonne, des Windes und dem horizontlosen Meer. Dem Leid gibt man keine Tilgung, denn wir kennen seine Wahrhaftigkeit und sprengen sie mit dem eigenen Erleben und einer unvorstellbaren Entartung ihresgleichen. Wir verschlingen die Furcht vor dem Unbekannten, empfangen den Geruch von verbrannter Erde. Wir sind Kinder der Einheit, geprägt von sinnlicher Wahrnehmung. Sie beschriebt nur annähernd, was wir in unserem Herzen tragen. Wir singen die Hymne der Unendlichkeit, ihre Tonfolge der Inbrunst, ungehalten und ungestüm. Wir zerstückeln zusammen das Getrenntsein hin zu einheitlicher Existenz, hin zu seinen minimalsten Bestandteilen.

Wir vereinen und verbinden, bis etwaiges gebildet ist: unser selbst. Der Einklang mit uns und der selbigen Resonanz. Du hörst die Musik nicht mehr länger, du spürst sie. Jeder Ton bildet das Gegenstück zu deinem jähen Dasein. Das Tauchen in grenzenlose Tiefen. Wohin treiben wir im Fluss dieser ungestümen Wogen? Ich bin um so viel drüber, so furchtbar betrunken, so berauscht, so endlos entzückt, ergriffen und vernarrt. Rasend besessen von dieser bezaubernden Art des Ausdrucks. Bereit auf das Unsagbare, überschwemmt vom Meer aus Vielfalt und Dimension. Ich bin weder krank noch gesund, ein gleichbleibender Zustand währender Akzeptanz des Unabänderlichen. Das gefährliche an mir ist, dass ich im Gegensatz zu dir nichts mehr zu verlieren habe. Schon vor so langer Zeit ließ ich los, ließ es geschehen, gab mich dessen hin was jeher eine unbekannte Konstante bildete. Arbeitete mit ihr zusammen hin zur Gefühllosigkeit und wieder zurück zu hemmungslosen Emotionen.

Nur wenige Menschen wissen es in die Abgründe dieser fantastischen Realität hinabzusteigen, sie zu überwinden und als unbesiegbare Instanz zurück ins Leben zu finden. Erst das schwelgen im eigenen Schmerz, das laben von ihm lässt dich zu etwas werden, was zu begreifen nur jenen möglich ist, deren Seele in den Abgrund stieg. Wenn du deine Nägel in die Haut krallst und sie eigens von deinem Körper schälst, dich selbst häutest bis zum Erkennen der essenziellen Lebendigkeit, welche alles übersteigt, dann bist du bereit du sehen. Überwältigt vom Erkennen musst du niemanden mehr beweisen was in dir steckt, denn du fühlst es mit jeder Faser. Die Wahrheit ist ein Teil von dir, ihr beschreitet diesen Weg gemeinsam bis zur Unkenntlichkeit. Jeder mikroskopisch kleinste Teil konnte diese eine wesentliche Information in sich manifestieren. Deine Konditionierung legt seinen Fokus längst nicht mehr an die strukturellen Züge des Außens, es manifestiert das Außen durch deinen Willen das Innerste zu formen, ihm Kontur und Detail einzuverleiben. Und so schreite ich durch die Welt mit dem Bewusstsein und der Wahrnehmung etwas, was zu beschrieben wahrhaftig ist. Einer lichten Euphorie der Absurdität, von ihrer Normalität abweichend. Den Blick geschärft für das Unmögliche, die Augen offen gegenüber dem Außergewöhnlichen.

Die Schatten durchschauend, welche die Höhle einfältig säumen. Lass Mut den Inhalt bestimmen, indem man anderen zeigt, dass der Schritt weiter möglich ist. Dass es wert ist ihn zu beschreiten. Die Gewohnheit durchbrechend, sie übersteigend. Wir bilden neue Grundsätze, um sie in jenes eng gesponnene Netz einzuspeisen, es neu zu bilden ihm eine Struktur zu geben von der niemand ahnte, dass es sie gäbe. Lass dich von mir verzaubern, lass mich dich an die Magie einer anderen Welt glauben. Lass mich dich an etwas glauben, dass gelebt werden will. Lass mich dich darin ertränken, um dir ein neues Leben zu schenken. Gemeinsam entdecken wir neue Gefilde, irren in anderen Herrlichkeiten. Gemeinsam ist unsere Realität horizontale Willkür und das Chaos ist der Ordnung Rhythmus.

Betrachtung

Wie ein Stück Papier im Wind schwebend, treibt es sanft in erratischen Stößen vor sich her. Neugierig beobachtest du das schwerelose Schauspiel, während alles um dich herum in Hast an dir vorbeizieht. Nur willkürlich fängst du die angestrengten Blicke der hetzenden Menschen ein. Jenen Menschen, den man zumeist ansieht, dass ihnen der Druck der Zeit im Nacken sitzt. Doch du bist indessen ganz still, nur dein Herz pumpt in fleißigen Schlägen das Blut durch deinen Kreislauf und deine Lunge den Sauerstoff in deine Zellen. Kein Muskel ist angespannt, alles sitzt locker an deinem Körper, der gelöst ist von allem, was um ihn herum passiert. Die schon etwas morschen Holzpaneele der Bank unter dir tragen dein Gewicht mit Kontinuität und Leichtigkeit. Hier wartet keine Verpflichtung, kein Wagnis, auch jegliches Begehren ist mittlerweile anachronistisch. Deine Wahrnehmung reduziert sich auf die Präsenz der frischen Luft und das sachte Schattenspiel der Bäume und Häuser vor dir. Wie lange Fühler strecken sie sich zu allen Seiten hin aus, streichen mit gleichmäßiger Geschwindigkeit über den Boden, dabei im Gleichschritt mit dem Lauf der Sonne über dir fortschreitend. Es ist schwer sich an irgendetwas zu erinnern, noch schwerer über etwas nachzudenken, weder über das was dich in Zukunft erwarten würde, noch über das was jemals war. Momentan existiert nur dein Geist, mit der Wahrnehmung jener sanften Brise auf deiner Haut, welche auch das Blatt Papier weiterhin in einem sachten Rhythmus schweben lässt. Kaum berühren die Ecken seiner hexagonalen Form einmal den Boden, erhebt es sich wenig später auch schon wieder in die Luft. Die Wärme auf deiner Haut wiegt dich in Sicherheit, dein Inneres selbst bettet sich darin, die Art des gänzlich Unaufgeregten genießend. Einige nur wenige Blicke bleiben auf dir haften, um doch nur schnell in reger Betriebsamkeit weiterzuziehen. Auch wenn es sich denken ließe, da ist keiner der auf dich warten würde, keine Verabredung, kein Treffen, dir jedenfalls nicht erinnerlich. Das geschlossene Schauspiel dieser plastischen Szenerie legt sich einfach wohlig um dich und deinen Geist, wie ein Schleier des Vergessens, der ewigen Sorglosigkeit, des permanenten Gewahrseins. Das Spektrum an Farben, jede einzelne Regung, all die simultan ablaufenden Begebenheiten, alles transzendiert dich mit einer harmonischen Melodie und du bist dankbar dafür gelernt zu haben, wie man zuhört. Wie ein Gefäß, welches sich sanft befüllen lässt. Bewusst über die Unausweichlichkeit jenen Punktes, an dem du ablässt und dich weiterbegibst, sobald es gänzlich voll sein würde.

Hier schreibt keiner Geschichte, kein enormes Ereignis passiert, welches im Folgenden die Klatschspalten der Presse füllen würden. Nichts abnormes, sondern vielmehr nur limitiert zusammenpresste Normalität. Im Grunde genommen passiert für die Wahrnehmung der subjektiven Realität der Vielen sehr wenig, doch für die Wahrnehmung des Einzelnen seiner substanziellen Komplexität, sehr viel. All das kann dein Geist erfassen, können deine Augen sehen. Und auch dafür bist du dankbar. Zu gerne würdest du spielerisch die Finger ausstrecken, das tänzelnde Blatt Papier auf der anderen Straßenseite berühren und dich mit ihm in die haltlose Verzückung begeben, in welcher es vor sich hin schwelgt. Keinen direkten Befehl erteilend, dich des Automatismus bedienend, welcher deine Füße erreicht und sie sich heben lässt, raffst du dich auf. Du betrachtest die schwarze konturreiche Säule vor dir, deren Gegenstück auf der anderen Straßenseite ein leuchtend rotes Symbol erscheinen lässt. Trotz der frontalen Einstrahlung der Sonne, ist das Zeichen kräftig und deutlich erkennbar. Lässig setzt du deinen Fuß, einen vor den anderen, auf den warmen Asphalt vor dir. Deine Ohren vernehmen zwar die sich verändernde tosende Atmosphäre, die plötzlich heftigen Reaktionen, den Geruch von verbrannten Gummi, doch nichts davon berührt deinen Geist wahrhaftig. Du gleitest weiter in die Materie aus Dualität, währenddessen sich die Zeit bis ins Unendliche zu dehnen scheint. Nichts passiert ganz schnell oder überraschend, du kannst jede Einzelheit der sich ändernden Punkte dieser Gegenwartskonstruktion wahrnehmen und aktiv durch dein Bewusstsein strömen lassen. Das Blatt Papier auf der anderen Seite fokussierend, vernimmst du die leichten Lichtschimmer, welche sich in perlmuttfarbenen Reflexen auf dem diaphanen Papier zu spiegeln scheinen. Bereit dein Herz zu öffnen um die Vielzahl an Farben in dir zu erfassen, lässt du deinen Geist noch ruhiger werden. Immer tiefer fallend in diese reine Quelle der Wahrnehmung, während alles um dich herum hohl und stumpf zusammenklebt. Den Schmerz gar nicht wirklich spürend, streckst du immer noch deine Finger aus in der Hoffnung es endlich berühren zu können. Und tatsächlich streifen deine Kuppen sacht über die glatte Oberfläche des Hexagons. Eine Berührung so hauchzart, dass du dir nicht mehr sicher bist, ob sie wirklich real ist. Doch das Prickeln auf deiner Haut verrät dir die Wahrheit. Wie flüssiger Bernstein überstülpt sich deine Haut mit feuchter Wärme, die Sonne über dir ist rückt ein Stück weiter, ihrem sich wiederholenden Zyklus folgend. Träge zieht sie die Schatten weiter mit sich. Der Geschmack von bitteren Metall benetzt deine Zunge, deine Wahrnehmung flackert, alles ist noch immer von weicher Watte umhüllt. Ferner ist da nach wie vor kein Gedanke, keine Ahnung von einer möglichen Zukunft oder dem Vergangenen. Die vom Asphalt abgestrahlte angenehme Wärme spürend, welche sich über deine gesamte untere Körperhälfte hinweg ausbreitet, liegst du in völliger Reglosigkeit da. Etwas oder jemand packt dich, entzieht dich jener Geborgenheit die du bis eben so herzlich willkommen hießt. Doch du lässt es geschehen, weil alles nur kontinuierlich unaufhörlich und unabdingbar geschieht. Es wird nicht mehr oder weniger geben als das Jetzige und darin findest du diese ewige Liebkosung einer so fiktiven Realität, welcher du jeher so ergeben gegenüberstandest und auch immer gegenüber gestellt sein wirst.

Die dreisilbige Leich|tig|keit

Mit Selbstbewusstsein in die unbeschwerte Leichtigkeit des eigenen Wesens. Den Sprung in das seichte Wasser der vergessenen Tiefe wagen, in die wissbegierige Fülle des so lang vergessenen Selbst. Sich dabei findend, erregt von den zahlreichen Nuancen die so lange im Verborgenden lagen. Langsam erwachend aus dem Schlaf der alles bestimmenden rationalen Vernunft. Das Grau verdrängend, beginnen nun eine Gänze von Farben das desolate Dasein zu bedecken. Ein Hauch von Möglichkeit von Hoffnung und solch zarter Vorfreude auf etwas Unbestimmtes bahnen sich in die kleinsten Spalten aller Windungen des Materiellen. Jede Berührung gezeichnet von liebevoller Fürsorge, die Begründung des nicht nachvollziehbaren Treibens des Lebens. Sprunghaft und hitzig umspringt es einen, plötzlich naiv und tollkühn erheben wir uns aus der erdrückenden Sorge, der verdrängenden Angst. Mutig stehst du auf, erhebst dich vom Boden der Ahnungslosen und steigst auf zu den Spähern der sich selbst bewussten. Denn etwas in dir drin bewegt dich, bewegt die Dinge um dich herum, schenkt ihnen Bedeutung und verhilft ihnen zu etwas Großem. Du schaust in das gleissende Licht der Sonne und fühlst den Ursprung aus welchen du erschaffen wurdest. Organisches Wachstum aus Allem und Nichts und der Kraft und ihrer Wandlung. Eine werdende Vergänglichkeit, ein stetig erblühendes Sprießen. Seicht umschlingt es, nährt dich. Gewährt dir den Halt den du brauchst um an etwas zu glauben das du nicht verstehst. Es ist egal an welchen Punkt der endlos folgenden Reihe du dich befindest, ob ein Metazustand oder das Endglied der absoluten Wahrheit. Das alles bist du und du bist die Gesamtheit. Es gilt nicht ergründet zu werden, keine blaue oder rote Pille, die unendlichen Weiten entspringen der eins und der null und beides entspricht dem Kern des vermeintlichen Daseins des eigenen Ich’s und deinem so unbequemen Geist. Gespalten von außen, geeint von innen. Immer gewillt den Zusammenhang zu entschlüsseln ihn begreiflich zu machen, das etwas in unseren Köpfen zu rechtfertigen von dem es das einzige ist, das nicht jener so lang gerechtfertigten Rationalität des Geistes entspricht. So lange schon tragen wir das Geheimnis in uns, von welchem wir immer meinten danach auf der Suche sein zu müssen. Durchforsteten Wälder, Flüsse und Seen, um uns selbst begreiflich zu machen in welchem Maße wir dem Ganzen doch entspringen, ihn gebären und aus ihm hervorgehen. Es ist die Melodie des Herzens, welches im Zyklus der Beständigkeit immer wieder zerberstet und heilt. Kein Zufall keine Symphonie, nur beständige unverrückbare Ruhe. Innige Besinnung und flackernde Leidenschaft einer sich entfaltenden Seele. Alles entspricht der Konposition einer einzigen Tatsache. Einer fundamentalen Komposition der Unverwundbarkeit, gefunden in dem Flügelschlag eines Schmetterlings, in dem erblühen einer Knospe, in dem Momentum einer herannahenden Welle auf offenem Meer. In Einheit mit dem Rhythmus der Zeit, dem Bestand des Allseits. Wie konnten wir das nur vergessen ? So lange verdrängend, noch immer vergrabend. So unausgefüllt und leer erscheint uns diese Daseinsform der fortschreitenden Optimierung. Dabei verhält es sich mit uns wie mit Farbtupfern auf einem Blatt Papier, leicht versonnen und unvorhersehbar. So wunderschön und zugleich kaum fassbar. So ersehnt und doch so erratisch ohne Sinn erscheinen wir auf der Reinheit des uns unterliegenden Untergrundes. Wir erfüllen ihn mit Farbe, wir sind die Anstrengungen seiner selbst. Alles in uns zährt sich nach dieser vergeblichen Bemühung nach Vollkommenheit, dabei sind wir die Vollendung selbst. Also wovor Angst haben im Panoptikum der Teilbarkeiten. Wertvoll und strukturell, intim und entartet sind wir das schönste Klangbild, die ergreifendste Farbgebung, das innigste Schauspiel der Natur. Von der Natur geschaffen um sich selbst zu begreifen. Beflügelt von den drei Silben der Leich|tig|keit.

Die Monade der Moderne

Leben tagein, tagaus. Immer zu und ständig. Vorwärts rennend im Hamsterrad, dabei ermüdend und doch so daran gewöhnt. Denn es gibt einem Sicherheit, Beständigkeit. Alles in geordneten Bahnen verlaufend, fällt einem das Sein plötzlich leichter. Man weiß genau was einen erwartet. Manchmal erschwert ist die Motivation zur nächsten Umdrehung, aber im Endeffekt führt eben diese Beständigkeit doch zu mehr Akzeptanz, mehr Zustimmung für das sich wiederholende zyklisch drehende Rad. Lieber das Bekannte wiederholen, als auch nur ein einziges Mal richtig leben, nur ein Mal das Unbekannte spüren zu müssen. Jede Unsicherheit, jedes Stück unbekanntes Land bleibt gefürchtet und verschwiegen, gleicht den weit entfernten Spähren des Weltalls. Ebenso unerforscht und außer Sichtweite. Lieber in Ewigkeit auf der gleichen Ebene verbleiben, als jemals Veränderung bewusst leben zu wollen. Denn Veränderung bedeutet die entschlossene Entscheidung für den Willen zum Mut. Zur Überwindung von Hemmung und Angst. Es bedeutet Zustimmung zu sich und dem eigenen Leben, ihm Auge um Auge gegenüber zu treten. All das in der Bereitschaft sein Ich zu geben und damit alles hinter sich zu lassen. Sicherheit in der Unsicherheit finden, sie begrüßen erscheint geradezu unmöglich. Gewünscht wird eine Garantie und lebenslanges Rückgaberecht für das eigene Existenz, es obliegt der neuzeitlichen Qualitätssicherung eine hohe Lebenserwartung zu gewährleisten. Dafür hingegen entwickelt sich eine neuartige und subtile Kohärenz jenen ausgeprägten Verlusts des Bezugs zu sich selbst und damit dem zum eigenen Denken. Alles unterliegt der Kontrolle, wird gesichtet und dokumentiert. Jeder, der sich dessen entzieht, entschließt sich zur Ausgrenzung seiner selbst innerhalb dieser Gesellschaft. Nonkonformismus ist unerwünscht, gefährlich und zieht unvorhersehbare Folgen mit sich. Denn die durch Systemparalyse erstarrten Menschen haben nur einen Glauben, den an Gehorsam und Folgsamkeit. Ein Volksentscheid wird dabei zum Medienevent und die eigene Stimme für die Funktionalität des Ganzen irrelevant.

Wie schaffen wir es zum autarken und mündigen Denken zurückzukehren? Und damit meine ich nicht jenes Medien begleitete und gestützte Denken, sondern ein solches welches dem transzendenten Wissen einer uns innewohnenden Substanz und Kraft entspringt die wir bei tiefer Bewusstheit jederzeit ansprechen und als Werkzeug des menschlichen Denkens nutzen können ? Ich wünsche mir wieder einen offenen Diskurs, ohne Rechtfertigung und ewigen Mehrwert sprich Profitdenken. Ich wünsche mir Lösungsansätze zugunsten des Menschen als solchen. Kein Materialismus, kein Anspruchsdenken. Dafür reines und unschuldiges Maßhalten und den nötigen Funken an Interesse für die Wahrhaftigkeit der Monaden unserer Zeit.

Der Nabel des Einfachen

Es fühlt sich an als sei man einer grenzenlosen Destruktivität unterworfen. Nichts spielt mehr wirklich ein Rolle, geredet wird nur noch über Nichts sagendes. Alles dreht sich, jedoch nicht im Interesse des Lebens. Alles zeigt sich, eben nur nicht von seiner spektral vielfältigsten Seite. Gelebt wird mit und während einer Schnelligkeit die alles lose Daliegende mit sich reißt. Damit auch wirklich alles unentschlossene, willenlose und unmündige mit einer statischen Effektivität letztendlich dem Konstrukt des Destruktiven unterliegt. Jene fein definierte Neutralität des gegenwärtigen Rationalismus bestärkt den Ursprung des schon längst Bekannten, des sich immer Wiederholenden. Und damit entfällt alles dem Innersten entspringendem, eine Knospe deren Aufblühen unterbunden wird und das fortwährend. In sich ruhend, verborgen und unentwegt darin bestrebt zur wahren Entfaltung zu kommen. In freudiger Erwartung den richtigen Zeitpunkt erwartend, bricht der Winter über sie herein und verstrichen ist die Chance auf Flucht vor der Ewigkeit. Hirn- und Verstandlos immer weiter drängend, befindet sich das Säugetier in dem ständigen Zustand der Ruhelosigkeit. Neue Reize finden keinen Anklang mehr, denn die Schwelle dafür liegt mittlerweile viel zu hoch. Will man berührt, erregt werden braucht man das Extrem. Alles andere wirkt nur betäubend, nichts von dem ewigen Halbschlaf erahnend verbirgt man sich im Schleier der Entfremdung. Alles begehrt den Komfort, die Beruhigung, die Lähmung des mündigen Geistes. Ein ehrliches Ziel nicht mehr definierend begibt sich der Mensch in die Fänge der Lethargie. Hauptsache die Tagesschau läuft nebenbei in Enddlosschleife. Wann verlernten wir das Schweigen, seit wann wird gesprochen nur des Sprechens wegen? Der Zweck der Zeilen, die Bedeutung der Sprache entblößt und vergisst sich. Alles gefangen im stetigen Plätschern der frohlockenden Ahnungslosigkeit, dabei ohne Dankbarkeit und ohne das Begehren nach der Überwindung gewohnter Ordnungsstukturen. Darauf bedacht das Panoptikum niemals zu verlassen, sich ein Heim darin zu schaffen. Struktur und Gewohnheit bestimmten die Langeweile des Alltags. Der darin verwobene Konsum übertüncht die innere Leere erfolglos. Ein jeder spürt die selbst auferlegte Täuschung, kaum jemand versucht ihr zu entgehen. Apathisch und strukturlos, wie eine einheitlich breiige Masse erstreckt sich sie Zeit unseres Lebens und alles bleibt willenlos haftend an der Oberfläche dieser künstlich strahlenden Welt. Das Kaleidoskop dreht sich nicht mehr, die Farben bleiben überschattet und alles spektrale verliert sich im Grau des dumpf pochenden Gefühls hinter der eisernen Stirn. Augen die nicht mehr sehen, Münder die keine Wahrheit mehr kennen.

So möchte ich meinen Blick wieder schärfen, möchte Farben wieder sehen lernen. Wie ein Schwamm den Pathos der Zeit aufsaugen und ihn zu meinem Schicksal machen. Darin versinken und der äußeren Sinnlosigkeit entkommen. Doch halt-und kraftlos blicke ich jenem Unterfangen entgegen, das mich erwartet. Ein Leben in Einheit, ein Leben in zügelloser Verschwendung. Der Wunsch nach der Unterdrückung jener Euphorie des Konsums und sich simultan schwelgend in der Verzückung des Einfachen zu begeben. Nach den Ursprüngen zu graben, immer tiefer und dabei des Wahnsinns zwar nahe doch der Wahrheit noch näher zu sein. Der Wunsch nach reiner Authentizität, dem unverblümten existenziellen Sein.

Sich selbst dabei genügend, mir gegenüber und dem Außen. Bindungen spüren, Vernetzungen annehmen, dem Lauf der Dinge freudig erwartend entgegenblicken. Möchte hier sein um neue Anekdoten zu schaffen, welche mit mehr Vertrauen in das Unbeständige einhergehen. Die Unsicherheit annehmen und in ihr die ersehnte Ruhe finden. Zum Nabel des Einfachen zurückkehren und sich dabei selber finden.

Bedingungslos

Aus: Also sprach Zarathustra. – Nietzsche

4 Wöchige Frankreichreise 2020 durch die Pyrenäen und Atlantikküste. Bild entstand, als wir random einem Wanderer hinterherliefen, der schon seit drei Monaten unentwegt unterwegs war. Es führte uns mitten in ein unberührtes Tal an dessen Ende wir einen kristallklaren Bergsee auffanden. Wunderschön, ruhig, friedlich und erhaben. Eine unvergessliche Zeit mit zwei ganz besonderen Menschen. Ich bin dankbar für diese Erfahrung.

Wir sind bedingungslos auf diese Erde gekommen.